Hach ja die Holländer, ein nettes Völkchen und immer wieder wehrt sie zu besuchen, vor allem wenn man dies in Verbindung mit einem Festival oder Konzert tut. Denn im Gegensatz zu den Deutschen geht man bei den Nachbarn alles etwas relaxter an und muss nicht schon 2 Stunden vor Konzert/Festivalbeginn anstehen, um einem guten Platz zu ergattern. Aber so sehr ich die Gelassenheit vor der Bühne schätze, genauso wenig mag ich sie, wenn es um die Organisation geht … Warum muss man sein Geld in Wertmarken eintauschen, um sich etwas zu Essen oder zu Trinken zu kaufen, und warum muss das Festivalgelände nach 4 Stunden bereits aussehen wie ein Meer von Plastikbechern und anderen Müll? Da lobe ich mir doch die deutsche Praktikabilität und Ordnung 😉
Mit vier Bühnen war das Festival deutlich größer als erwartet, ohne dabei den Charakter eines gemütlichen kleinen Festivals zu verlieren und man denkt in Holland mit, denn alle Bühnen befanden sich in großen Zelten, sodass selbst Regen keinen gestört hätte, wenn es denn geregnet hätte =P

Vor Kaizers hatten wir das Vergnügen die wunderbaren Kashmir zu sehen, die wirklich einen tollen Aufritt hingelegt haben und nach der Frage ob wir noch einen Song hören möchten fix die Bühne geräumt haben, um dann noch einmal für eine Zugabe raus zu kommen (weil man das ja so macht * gg *) Danach haben die Stereo MC’s das Zelt mit Leben gefüllt. Die Stunde, die Ihnen zur Verfügung stand, wurde voll ausgenutzt und das Publikum war begeistert, es wurde getanzt und die Stimmung war einfach klasse. Auch wir, die sonst kaum mit derartiger Musik zu tun haben, ließen uns anstecken und tanzten ausgelassen. Der langanhaltende Applaus nach verlassen der Bühne sprach für sich. Daher kann ich nur jedem empfehlen sich die Band live anzusehen!

Nun aber zum eigentlichen Teil der Berichterstattung; der Auftritt von Kaizers Orchestra.
Leider muss ich sagen, dass dieses Konzert mein bisher schlechtestes Kaizerskonzert war, was ich mit den folgenden Zeilen versuchen will zu begründen. Angefangen hat es bereits beim Aufbau, der erstaunlich lange gedauert hat. Wenn man bedenkt dass die Stereo MC’s ihr Set um 21.35 Uhr beendet hatten und der kaizerliche Auftritt für 22.05 Uhr angesetzt war und dennoch nicht vor 22.25 Uhr begonnen wurde. Man merkte “Elvis” deutlich an, dass nicht alles so lief wie es laufen sollte. Ihm war die schlechte Laune förmlich ins Gesicht geschrieben. Sogar Runes Drumsticks blieben nicht verschont und wurden etwas unsanft “beiseite gelegt”.
Das Aufbauszenario wurde gekrönt durch einen vollen Bierbecher, der den mit der Pumporgel beschäftigten Tor nur knapp verfehlte, gefolgt von einem leeren Feuerzeug… Ich wage zu behaupten, dass diese Aktionen die Stimmung des “King” nicht gehoben haben. Ok, der Auftritt der Band hat sich etwas verzögert, aber müssen dann gleich solche Aktionen vom Publikum kommen?

Als dann endlich der Russian Dance zu hören war, gab sich das Publikum auch wieder recht fromm und gut gelaunt.
Das Set begann mit KGB und deutlichen Tonproblemen, sprich es war kein klarer Sound zu hören, da man ständig ein Hintergrundrauschen zu vernehmen glaubte. An Hellraizers Gitarre musste auch des öfteren geschraubt werden, da diese wohl auch nicht so wollte wie sie sollte, sodass er selbst während der Vorstellung noch nachstimmen musste. Und wenn bei Bøn fra helvete Topfdeckel anstelle gewohnter Mülleimerdeckel zum Einsatz kommen, statt eines Brecheisens ein mir unbekanntes Objekt zum bearbeiten der Tonne verwendet wird, manch andere Schlaggegenstände riesige Ausmaße annahmen und die Felgen auch irgendwie anders aussahen (größer, wenn ich mich nicht irre), stellt sich dem aufmerksamen Fan die Frage: “Hat die Band die Hälfte es Equipements etwa in Norwegen vergessen?”. Weiterhin fehlte Runes “rødt askebeger”, die Nachttischlampe, der Stahlhelm und Helges Sitzeimer, der durch einen richtigen Hocker ersetzt wurde. Die Probleme mit dem Sound zogen sich durch den kompletten Auftritt und es schien sich immer mehr zu verschlimmern, sodass sich am Ende von Maestro Janoves Gesang kaum mehr vom blechernen Ton der Tonnen abheben konnte. Doch der Sound war wohl nicht das einzige Problem, denn nach Kontroll på kontinentet wurde es dunkel, zappenduster, dann gleich wieder hell, sprich grell. Zum Glück dauerte dies nur wenige Sekunden und dann funktionierte zumindest das Licht wieder. Auch bei der Bandvorstellung schien es kleinere Missverständnisse zu geben, denn als Mink an der Reihe war, konnte er ja gar nicht auf dem “rødt askebeger” spielen und Hellraizer und Killmaster standen etwas verloren an der Seite und sind schlussendlich nicht von einer Bühnenseite zur anderen marschiert. Ich könnte noch weitere Kleinigkeiten auflisten die mir während des Konzerts aufgefallen sind, aber ich will ja nicht alles schlecht machen. Zumal sie wirklich versucht haben ein gutes Set zu spielen, nur war irgendwie der Wurm drin. Normalerweise kann man über kleine Pannen sicher hinwegsehen und dennoch einen durchschnittlich guten Auftritt hinlegen, wenn sich die kleinen Pannen allerdings häufen und nicht mehr als klein anzusehen sind, fällt es selbst routinierten Künstlern schwer sich die Anspannung nicht anmerken zu lassen. Bei Kaizers merkte man es vor allem daran, dass die Interaktion mit dem Publikum gegen Null ging, Kontroll på kontinentet als Ompa til du dør angekündigt wurde, Janove sich kaum vom Mikrofonständer wegbewegte geschweige denn tanzte und es keine Zugabe gab.

Abschließend wage ich die Vermutung anzustellen, dass sie vielleicht nicht genug Zeit für einen ordentlichen Soundcheck zur Verfügung hatten. Denn der Bühnenaufbau dauerte verdächtig lang und auch Terje und Geir sind noch vorne rumgeschlichen, um diverse Aufzeichnungen zu studieren und im Fall von Terje noch die Gitarren nachzustimmen. So viele Probleme die Qualität des Auftritts auch geschmälert haben ich hatte dennoch meinen Spass. Letztendlich kommt es drauf an, was man selbst daraus macht!

Kommentar von Susi:
Schade, das klingt wirklich nach einem nicht so tollen Konzert. =:-( Aber natürlich hatten sie nicht ihr Equipment in Norwegen “vergessen” *g*, sondern es war simpel und einfach zu teuer, die Sachen mitzunehmen. Und schließlich kann man sie ja vor Ort leihen, gar kein Problem! Allerdings sollte man dann auch davon ausgehen können, daß das Equipment vollständig ist und funktioniert, was offensichtlich nicht der Fall war… Ich bin mir sicher, daß es für Kaizers selbst noch schlimmer war als für das Publikum. Und wie Marit geschrieben hat – es kommt drauf an, was man selbst draus macht, und man kann bei jedem Kaizerskonzert Spaß haben, auch wenn die Umstände noch so schlecht sind!

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12.8.2006: Varsselder, Huntenpop
(von Marit)