So, und damit ist die Tour leider leider auch schon wieder vorbei für mich – was bedeutet: ordentlicher Computer, (mehr oder weniger *grmbl*) verlässliche Internetverbindung und daher ein ganz normaler geschriebener Report. =;-)

Die Gerüchteküche vor dem Konzert besagte: Das Centraltheater in Leipzig ist bestuhlt. Die Konzertjunkie-Einschätzung vor dem Konzert besagte: Ach quatsch, die werden ja wohl ‘nen anderen Raum haben oder die Stühle sonstwie rausnehmen, die können Kaizers ja nicht vor sitzendem Publikum spielen lassen.

Denkste:

(Sorry für die miserable Qualität – ich hatte keine Kamera dabei und das Handy musste herhalten.)

Bis dann um Punkt acht die Glocke zum Vorstellungsbeginn läutete (nein, das ist kein Witz, das war WIRKLICH so!!), schwankte ich zwischen hysterischem Gekicher und besorgtem “ach du scheiße”. Die Situation war einfach absolut absurd – man saß da in seinem Sessel und wartete auf den Vorstellungsbeginn. Oder aufs Popcorn und den Vorfilm. Und nach dem Wahnsinnskonzert in Düsseldorf konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass das in irgendeiner Form funktionieren konnte. Kaizers vor sitzendem Publikum? Wie sollen die sich selbst motivieren, um dann auf der Bühne auch so abzuliefern, dass sie das Publikum mitreißen können? Und zu alledem war das ja auch noch das erste Konzert in Leipzig, und ein erstes Konzert in einer neuen Stadt ist ja sowieso besonders schwierig. Mir schwante also definitiv Übles… =:-/

Dafür saß ich in der zweiten Reihe schön in der Mitte. Hat man beim Konzert jetzt ja auch nicht oft, vor allem, wenn man sich gern aus dem größten Trubel raushält. *g*

Noch schnell die ersten beiden Lieder der Setliste ins Handy getippt, denn die sind ja eh immer gleich, und schon ging das Licht aus und Kaizers kamen ohne Intro und ohne irgendein Trara auf die Bühne.

Und legten mit Philemon Arthur & The Dung los. Äh, was wo wie? Was denn nun? War ich etwa im falschen Film? (Pun intended. *g*) Egal. Verlegenes Grinsen um mich rum im Publikum, die ersten Takte eines doch irgendwie angespannt wirkenden Orchesters auf der Bühne, und im Hinterkopf ein betretenes “wir können doch hier jetzt nicht sitzen, das geht doch nicht, wie soll denn das…” Und da sprang an der Seite der erste auf, der es nicht mehr aushielt, wir schlossen uns erleichtert an, und noch vor Ende der ersten Strophe stand das Publikum in den Sitzreihen… puuuh! Die erste Reihe rutschte nach vorne an die Bühne, von hinten wurde aufgefüllt, wir standen in der zweiten Sitzreihe unbedrängt und mit viel Platz zum Tanzen, und die Stimmung war – für die gesamten Umstände und ein erstes Konzert – super.

Natürlich brauchte es einige Lieder, bis die Band warm wurde und bis das Publikum verstand, was da auf der Bühne passierte, aber um vorzugreifen: Ich ging nachher mit mehr als breitem Grinsen aus dem Konzert und war voll und ganz begeistert.

Zumindest bei mir lag das aber nicht nur an dem tollen Konzert, sondern viel mehr noch an der Erkenntnis, dass dieses tolle Konzert von derselben Band gespielt wurde, die am Tag zuvor in Düsseldorf die wilde Punkrock-/Gypsy-Meute vor der Bühne zum ekstatischen Tanzen und Grölen gebracht hatte. Zwei absolut fantastische Konzerte hintereinander – und unterschiedlicher hätten sie nun wirklich nicht sein können! Und wenn eine Band mitten in einer Tour, bei allem Stress, zwei solch unterschiedliche Konzerte abliefern und mit Bravour meistern kann, dann kann ich echt nur alle imaginären Hüte ziehen… grandios. Einfach nur grandios!

Die Setliste war komplett abgewandelt und an die Situation angepasst – es gab kein einziges Zigeunerlied, dafür umso mehr Balladen und natürlich viele “visuelle” Lieder, wo auf der Bühne was passierte. Ich bekam doch tatsächlich noch mein lang erhofftes På ditt skift – YEAH!!! -, gefolgt von Fra sjåfør til passasjer, noch mal De involverte, eine Runde Hellraizer-Songs und Bris… hach! Wahrscheinlich sollte ich die Klappe halten, um all diejenigen, die nicht da waren, nicht neidisch zu machen, aber ach… pff, selbst schuld, und echt was verpasst! =;-p

Wobei ich allerdings dazu sagen muss, dass ich keine Ahnung habe, wie das Konzert bei “Kaizers-Neulingen” angekommen ist. Denn es hatte nun mal NICHTS mit dem Bild von Kaizers zu tun, das man wohl hat, wenn man mal zwei Gypsy-Lieder gehört oder Kaizers auf einem Festival gesehen hat. Aber das hätte im Theater auch sicher nicht funktioniert… so HAT es funktioniert, aber Kaizers konnten eben nicht die Gypsy- und Party-Karte ausspielen, sondern haben stattdessen mit Musik, Ausdruck und Visuellem voll und ganz geglänzt. Und mich zweifellos überzeugt, dass auch das Kaizers sind.

Publikumsinteraktion gab es so gut wie gar nicht; ich vermute auch, dass die Band nicht erwartet hatte, dass das Publikum so enthusiastisch bei der Sache sein würde. Und ein sitzendes Publikum zum Mitsingen zu bewegen wäre ja auch ein wenig fehl am Platz – das konnte ich also voll und ganz verstehen und habe es auch absolut nicht vermisst. Ich kann aber nachvollziehen, wenn jemand, der Kaizers erst ein paar Mal gesehen hat und ein “normales” Kaizers-Konzert erwartet hat, da ein wenig enttäuscht war.

Spezifisches gibt es diesmal kaum zu berichten, da Kaizers recht straff ihre Lieder durchspielten. Der Jackal gestand, dass es in den Stuhlreihen ja sicher schwierig sei zu tanzen, aber wir sollten einfach unser Bestes geben. Dann gab’s vor De involverte eine Ansage zu Johnny Cash – denn am Tag, als der gestorben ist, hätten sie in Groningen gespielt und ihm da dieses Lied gewidmet. In dem Moment merkte ich, dass es auch nichts bringt, DIREKT vor dem Jackal zu stehen und vehement den Kopf zu schütteln und zu protestieren… *lol* Sie haben an dem Tag nämlich in München gespielt, nicht in Groningen, das war mein zweites Kaizers-Konzert, und auf der Fahrt dahin haben wir im Radio von Johnny Cashs Tod gehört. Pff, Groningen… =;-) De involverte haben sie in München aber definitiv gespielt, das stimmte also. (Oh, und auch Salt & Pepper, gerade auf der Setlist nachgeguckt – dann hab ich’s also doch zumindest EINMAL gehört. Und ich will’s gefälligst trotzdem noch mal, menno!)

Wahnsinnig eindrucksvoll war I ett med verden; diesmal nach Din kjole lukter bensin, mor. Das ist ja ein schönes Einstiegsstück – aber an dieser Position mitten im Set flippte das Publikum komplett aus. Wahnsinn! Also, WAHNSINN! Auch die Band schien von der Reaktion überwältigt zu sein – und überrascht. Der Anfang war einfach extremst rockig, der ruhige Teil wirkte dann mit dem fantastischen Licht einfach phänomenal… wow.

Dann gab’s noch Bris, und der Jackal erzählte vorab die Geschichte aus dem Buch, von dem Mädel in Paris – wir sollten danach aber bitte nicht anfangen zu heulen. =;-) Bei Svarte katter putzte Helge die Gasmaske, und seine Lampen-Beschwörung sowie Thunders Dirigieren wirkten auf der Theaterbühne noch mal eindrucksvoller als sonst.

Hach ja… ein “leicht” schwärmerischer Bericht. =;-) Insgesamt war das Konzert jetzt nicht das “Konzert der Konzerte” – wie erwähnt würde es mich nicht wundern, wenn manche das Konzert sogar schlicht und einfach doof fanden. Aber es war halt so anders und so unerwartet, dass es mich völlig umgehauen hat.

Noch die komplette Setliste:

  1. Philemon Arthur & The Dung
  2. Enden av november
  3. Femtakt filosofi
  4. Far til datter
  5. På ditt skift
  6. Fra sjåfør til passasjer
  7. KGB
  8. Støv og sand
  9. Tusen dråper regn
  10. De involverte
  11. Jævel av en tango
  12. Dr. Mowinckel
  13. Rulett
  14. Din kjole lukter bensin, mor
  15. I ett med verden
  16. Bris
  17. Hjerteknuser
  18. Svarte katter & flosshatter
    ———
  19. Medisin & psykiatri
  20. Dieter Meyers Inst.

Danach ging’s dann noch in die nahegelegene Vodkaria (ja, ohne Scheiß, das Ding hieß wirklich so!), und dort wurde der Tourabschluss gebührend gefeiert… Toll war’s! Absolut wundervoll. Ich leg mir dann mal einen Schokoladenvorrat für das zwangsläufig folgende Tourloch zu. Vor Ende April werde ich die Herren nämlich ziemlich sicher nicht mehr sehen können…

Kommentare

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Kommentar:

Really thanks for your report. I share some thoughts with you. I was not dissapointed, but little confused. At first I did not understand the choosing of the place for concert. I could not imagine sitting on Kaizers Orchestra concert in theatre. I knew about that before, but as you wrote, I hoped, that they will somehow managed it. However, we had not choice. It was the nearest town from our home where they had a concert (670 km), after Viena. After concert in Viena Arena, where they were just a part of the whole show, I thought, that their own concert must be killing. It was not. Not in the way I´ll awaited and was prepared for. Fortunately, they are excellent musicians and I have the feeling, that the songs were even better preformed as from their records. Jackal is just an amazing singer. And yes, the setlist - many slow, beautifull songs, magnificent performed made me sad. If he finally sang even Christiania, it would eventually make me cry. So it was quite and sad journey back to home, but not in the bad meaning. I only hope they was not disapointed from us - audience (beacuse logicaly the response also was not so loud and stormy), and therefore they did not more interacted.
PS: The scene was also beautifull and they are still my favourite group, but next time I will try to get on some energizer-concert :-)
Misha (14.03.12)


Nope, don’t worry: They were quite satisfied with the audience, from what I heard. =:-)
Susi S. (14.03.12)


Ja es war ein sehr spezieles Kaizers Konzert keine große Party dafür aber trotzdem schön. Habe gehofft das sie in dieser doch schönen Lokation endlich mal Die Polizei spielen aber Nein wieder nicht :( Muss ich wohl doch mal nach Norwegen zu eine Konzert Reisen
Oliver (15.03.12)



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12.3.2012: Centraltheater, Leipzig