Das vorletzte Konzert der Europatour, und gleichzeitig das letzte Deutschland-Konzert (falls nicht doch noch irgendwo ein Festivaltermin kommt …). Das Gloria-Theater kannte ich vorher nur von außen, war aber sehr positiv überrascht; nach dem ersten Schock beim Reinkommen allerdings. Der Saal war wunderbar für Kaizers – ein altes Theater, der Publikumsbereich abfallend zur Bühne, überall roter Samt … wie in der Oper, nur mit Stehplätzen! Und sehr sehr gut gefüllt (was der Grund für den Schreck beim Reinkommen war); man musste sich zuerst auf die andere Seite durchkämpfen, was ziemlich schwierig war, dort konnte man dann aber auch kurz vor Beginn noch ein gutes Plätzchen ergattern.
Vor Kaizers spielte wieder DJ Ralph Myerz – den habe ich in meinen Berichten bisher gar nicht erwähnt. Das liegt einfach daran, dass er erst seit dem Berlin-Konzert dabei ist; davor war er krank. In Berlin, Prag und jetzt Köln war ich nicht gerade begeistert von ihm: Die Musik hätte genauso gut vom Band kommen können – dann hätte man sich nebenbei noch unterhalten können. So war es einfach nur laut, aber nicht wirklich interessant. Insbesondere in Köln wurde er auch nicht gut angenommen, und jedes Lied-Ende wurde hoffnungsvoll beklatscht. Nicht nett – aber irgendwie verständlich …
Aber dann war es Zeit für Kaizers – und die legten von Anfang an voll los. Absolut genial, ich war komplett überwältigt! Bei den letzten Konzerten war es meist so, dass es ruhig los ging und sich mit der Zeit immer weiter steigerte. Diesmal war der Jackal von Anfang an in Quatschlaune, ich kam kaum mit meinen Notizen mit. Sehr sehr amüsant! Aber dann der Wermutstropfen – sie konnten das Niveau nicht das ganze Konzert über halten. Sprich, diesmal ging es absolut grandios los und nach einer Weile dann “normal” weiter. Insgesamt also auch ein sehr gutes Konzert, aber wenn es ein wenig abfällt, statt sich zu steigern, hinterlässt das irgendwie ein doofes Gefühl. Auch wenn das nun beim besten Willen nicht berechtigt ist.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass das Konzert sehr kurz war, und mit gerade mal 17 Liedern auf der Setliste (u.a. haben Svarte katter und Dieter Meyers gefehlt, was ja besonders lange Lieder sind) war das auch rein objektiv so. Ich vermute, dass sie recht wenig Zeit hatten, da sie nach dem Konzert schnellstmöglich los mussten – die Strecke nach Kopenhagen ist ja nicht gerade kurz.
Die Setliste:
- Aldri vodka, Violeta
- Det polaroide liv
- Tusen dråper regn
- Din kjole lukter bensin, mor
- En for orgelet, en for meg
- I ett med verden
- Støv og sand
- Sigøynerblod
- Ompa til du dør
- Bøn fra helvete
- Forloveren
- Philemon Arthur & the Dung
- Kontroll på kontinentet
- Min kvite russer
- Maestro
———– - KGB
- Begravelsespolka
Und da zu Beginn so viel passierte, das jetzt einfach alles als Aufzählung:
– In dem Teil von Det polaroide liv, wo der Jackal allein schnell singt, fing das Publikum diesmal an mitzuklatschen – auch durch seine “Atempause” hindurch. Die Folge: Er japste im Takt, und das klang ganz schön ungesund. *g*
– “We’ve played in Cologne before, and we know you can sing, clap, and dance – all at the same time!”
– Schon nach dem dritten Lied gab es Publikumsfragen. Dabei gibt es doch normalerweise immer später im Set die Gelegenheit, Fragen zu stellen! Die erste Frage: “Warum spielt ihr diesmal nicht in Hamburg?” Der Jackal wies zuerst einmal darauf hin, dass er die Frage ja eigentlich gar nicht beantworten muss. Aber okay, also … äh … ja, warum eigentlich nicht? Hellraizer rettete ihn: “Ich dachte, das hier wäre Hamburg?” Und der Jackal schaffte es dann elegant, wieder zum Konzert zurückzufinden: “Das war eine gute Frage, aber … jetzt sind wir in Köln!” Jubel im Publikum – alles wieder gut. *g*
– Es folgte ein Duett – genauer gesagt das erste Duett von insgesamt zehn! Woraufhin Hellraizer erst mal protestierte, aber dennoch brav bei Din kjole lukter bensin, mor mitsang.
– Nach Støv og sand und vor Sigøynerblod erklärte der Jackal: “Not only can we play the blues, but also East-European gypsy music!” – was natürlich sehr gut ankam.
– Am Ende, bei “for hans far”, kam der Jackal irgendwie mit dem Text raus, rettete sich dann aber in wildes Kauderwelsch und sang/erklärte ausgiebig, um welchen Vater es denn geht – also nicht seiner, sondern der Vater seines Vaters, und überhaupt. Zum Schreien komisch. *g*
– Nach Ompa til du dør: “That was an old song – just like you!” Und dazu zeigte der Jackal auf einen Mann im Publikum, der auch später noch mal direkt angesprochen wurde – nicht wirklich nett, ähem. *g* Insgesamt fiel aber wirklich auf, dass der Altersschnitt recht hoch war.
– Bøn fra helvete enthielt übrigens Duett Nummer 6 von 10. *g*
– Nach dem Tonnen-Teil von Bøn fra helvete gerieten der Jackal und Omen in eine Auseinandersetzung, die darin gipfelte, dass Omen in bester Schwertkampfmanier mit dem Brecheisen in der Luft herumwirbelte.
– Jackal vor Forloveren: “I like the old songs and the old fans, but I love the new songs and the new fans!”
– In Forloveren wurde dann wieder Hellraizer mit dem Mikro erstochen und torkelte von der Bühne (ein Bier half ihm dann aber schnell wieder auf die Beine *g*), und der Jackal testete mittendrin (wie auch schon bei einigen anderen Konzerten) seine Golfkenntnisse und schoss einen imaginären Golfball ins Publikum. Und das “tsch-k-tsch-k” – “It sounds like jazz – I don’t like it” gab es auch wieder.
– Vor Philemon Arthur: “And now back to the old songs, back to the old songs” – meine Interpretation ist ja, dass für Kaizers alles, was sie nicht in der Oper gespielt und damit präsent haben, ein “altes Lied” ist.
– Nach seinem Solo in Kontroll på kontinentet beklagte Killmaster sich, dass seine Gitarre kaputt wäre – alles Show natürlich.
– “Das nächste Lied wurde auf dem Dach des größten norwegischen Popstars, Morten Abel, komponiert. Ich hatte die Pumporgel da oben – lange Geschichte, fragt nicht – und habe dort zwei Lieder geschrieben. Das eine verrate ich euch nicht, das andere ist das, was jetzt folgt: Min kvite russer!”
– Der Mitsing-Teil funktionierte deutlich besser als in Prag, sowohl lauter als auch sicherer. Es scheinen sich nur immer mehr Frauen zu weigern, oben rumzuquietschen – vielleicht doch mal die Rollen tauschen? =;-) Aber der Jackal feuerte uns auch fleißig an: “Allez allez! Use your stomach!” Und nicht mal die unterhaltsamen Improvisationen vom Jackal am Ende konnten das Publikum rausbringen.
– Nach der Zugabenpause imitierte Hellraizer wieder Omen und folgte direkt hinter ihm im Gleichschritt – bis Omen sich blitzschnell umdrehte und Hellraizer ertappt und bedröppelt abzog.
– Ich weiß ja nicht, wo der Jackal bei der Begravelsespolka mit seinen Gedanken war – aber ganz sicher nicht beim Text. Eine Textzeile sang er ungelogen dreimal, und auch sonst war da nicht wirklich viel dabei, was an der richtigen Stelle war. Was ja aber nichts ausmachte und wohl kaum jemandem auffiel – und abgefeiert wurde das Lied natürlich sowieso!
Alles in allem also wieder ein tolles Konzert, auch wenn es am Ende ein wenig gehetzt wirkte.
Kommentare
Der "alte Mann" aus dem Publikum war genau der Typ, der vor dem Konzert die letzten 20 Minuten in einem durch den DJ ausgebuht und mit blöden Kommentaren bedacht hat.
Ich weiß nicht, ob da ein Zusammmenhang besteht, aber da der Kerl die ganze Zeit ziemlich genervt hat, fand ich die Kommentare von Janove ok :-)
Ansonsten fand ich das Konzert nicht enttäuschend, auch wenn das ganze dann doch nicht so lang war. Meine Erwartungen wurden erfüllt.
Eine Freundin, die zum ersten mal das vergnügen hatte, ist für den Rest des Abends mit einem seeligen Grinsen im Gesicht rumgelaufen. :-)
Es hat sich also, wieder einmal, gelohnt :-)