Der letzte Tag der Tour, das letzte Clubkonzert auf dem europäischen Festland. Nachdem der Tag mit Bericht schreiben und am Flughafen rumhängen sehr träge verlief, wir aber erst spät in Kopenhagen ankamen und schnell zum Konzert hetzten, war meine Stimmung vorm Konzert doch eher so … määäh. Vega ist immer toll, ich erwartete auch ein tolles Konzert, aber es war schon viel zu voll (dabei wollte ich doch eigentlich ganz ruhig und bequem auf die Galerie), DJ Ralph Myerz nervte (ganz ehrlich, ich habe bis zuletzt nicht erkannt, welchen Mehrwert er zu den Konzerten beitrug – eine Mix-CD hätte es genauso getan …), und es waren noch fast anderthalb Stunden bis Konzertbeginn. Nun ja, mal schnell ein brauchbares Plätzchen suchen, versehentlich hinter ein paar Bekannten landen, die Zeit bis zum Konzertbeginn verquatschen (scheiß drauf, dass die Stimme danach komplett hinüber sein wird – ist schließlich Tourabschluss) – und los ging’s!
Nach dem ersten Lied die zündende Idee: Hey, der Konzertbericht wird heute einfach aus “Na, wie wird wohl der Tourabschluss im Vega gewesen sein? Ja, genau. Wahnsinn natürlich, und jedes weitere Wort ist unnötig, ich nehm mir heute mal Bericht-frei!” bestehen – ja, nach neun Konzerten und neun Berichten in zehn Tagen ist man’s dann doch irgendwann leid. =;-) Aber keine Sorge – als Janove dann nach den ersten Liedern den Mund aufmachte, das Publikum begrüßte und nebenbei eine fliegende Papierkugel mit dem Hacken wegkickte (“Ja, ich bin Fußballspieler!”), da kam dann doch wieder das Handy zum Einsatz und es wurden fleißig Notizen gemacht. Ich kann’s halt doch nicht lassen … =;-)
Die Setliste war fast identisch zu der in Köln, außer dass sie nicht so abrupt und “verkürzt” endete:
- Aldri vodka, Violeta
- Tusen dråper regn
- Det polaroide liv
- Din kjole lukter bensin, mor
- En for orgelet, en for meg
- I ett med verden
- Støv og sand
- Sigøynerblod
- Ompa til du dør
- Bøn fra helvete
- Forloveren
- Min kvite russer
- Philemon Arthur & the Dung
- Kontroll på kontinentet
- Svare katter & flosshatter
- Hjerteknuser
- Maestro
———– - KGB
- Drøm videre, Violeta
- Begravelsespolka
Mein erster Gedanke, als Kaizers auf die Bühne kamen, war: GELB. Denn Mr. Hellraizer hatte wieder sein gelbes Shirt an, und genau das hatten wir vorher noch diskutiert. =;-) Aber wir bekamen später auch die Erklärung dafür: Kopenhagen war ja der Tourabschluss (also – wobei “Tourabschluss” für Kaizers bedeutet, dass sie nun einen einzigen Off-Tag haben werden …), und das führte beim Soundcheck schon zu einigen Tränen (die Hellraizer mittlerweile aber vom Boden aufgewischt hatte). Und um ihn wieder aufzumuntern, musste das strahlend gelbe Hemd her. Na, wenn’s hilft? Ehrlich gesagt wirkte es beim Konzert mehrfach so, als wäre ein dunkler Schatten mit dabei – denn Konzerte im Vega sind nun mal legendär, und das war nun für lange Zeit das letzte. Da kann man schon ein paar Tränen verdrücken … wobei ich das an dem Abend gar nicht so empfunden habe. Da war ich einfach nur glücklich über das tolle Konzert. Dafür traf es mich dann am nächsten Morgen – wer weiß, ob ich überhaupt jemals noch mal im Vega sein werde?
Vor Din kjole lukter bensin, mor erklärte der Jackal mal wieder, wie sie versucht haben, eine Duettpartnerin aufzutreiben. Sie haben fünf skandinavische Künstlerinnen angerufen, aber alle sagten nein. “They said we were difficult to work with and we don’t have any hits – and they said it like it was a bad thing?!” Also musste Hellraizer mal wieder ran. Aber nur zu Beginn – am Ende sang das Publikum. Ohne dass dazu aufgefordert wurde, aus vollem Hals und immer und immer weiter. Wunderschön …
En for orgelet wurde diesmal natürlich ins Dänische übersetzt, und natürlich bekamen wir auch wieder das Drumsolo auf der Tonne. Und im darauffolgenden Lied stand der Jackal schon wieder dort oben, diesmal aber nur zum Tanzen. Barrel dance statt pole dance, auch mal spannend. =;-) Nach dem Jackett hörte er allerdings auf, sich auszuziehen. *g*
Keith Richards sagt, wenn das Konzert auf dem Höhepunkt ist, muss man Blues spielen (und zwar Støv og sand) – der Jackal sagt, wenn das Konzert auf dem Höhepunkt ist, muss man Gypsy-Musik spielen (und zwar Sigøynerblod). “Put your hands up in the motherfucking air!”
In Bøn fra helvete musste Omen sich erst seine Felge unter Hellraizer hervorangeln, bevor er darauf rumhauen konnte. Dafür wurde er danach dann vom Jackal sehr bestimmt wieder an seine Orgel zurück geschickt …
Nach Forloveren gestand der Jackal diesmal ein: “Die neuen Nummern sind viel komplizierter als die alten!” Stimmt – Kvite russer ist einfach, aber mindestens genauso toll! Und es kam auch wie immer super an, inklusive lang ausgehaltenem Ton (bei dem Hellraizer mittendrin vorsichtshalber mal den Puls vom Jackal fühlte, um sicherzugehen, dass auch alles okay ist) und Jodel-Improvisation am Ende.
Bei Kontroll på kontinentet ließ sich Killmaster wie schon in Prag vom Publikum durch die Halle tragen – diesmal dauerte es aber noch länger, bis das Publikum ihn wieder hergab. “The best stage dive ever!” Und wie fühlt man sich danach, wollte der Jackal wissen? Killmaster: “Oh my god, I’m starting to cry!”
Vor Hjerteknuser fragte der Jackal, ob wir nun alle “kjærester”, also Verliebte, wären – was natürlich lautstark bejaht wurde. “Hellraizer, wolltest du noch was sagen?” – “Ja, das mit den Verliebten …” *g*
Tja, dafür bekam er dann später in den Zugaben auch gleich noch ein Lied gewidmet, und zwar Drøm videre, Violeta – denn es war ja der 10. März, sprich ein Jahrestag, denn Hellraizer war an diesem Tag seit 25 Jahren mit seiner Frau zusammen! Äh, ja. =;-)
Den Höhepunkt bildete dann wieder die Begravelsespolka – am Anfang wurde nicht nur mitgeklatscht, sondern gestampft, wie im Vega üblich. Wahnsinnig eindrucksvoll! Da störte auch der kleine Patzer vom Jackal, der an der falschen Stelle einsetzte, kein bisschen, und das Lied wurde abgefeiert wie kein zweites. Ist halt doch der beste Live-Song der zurzeit besten Live-Band … =:-D
Allerdings hätte ich fest erwartet, dass es noch eine zweite Zugabe geben würde, denn Konzert und Stimmung waren fantastisch. Aber es ging sehr schnell das Licht wieder an, und auch wenn es danach (vermutlich aus Versehen) noch mal kurz ausging und dadurch die Zugabenrufe weiter angefacht wurden – es gab kein weiteres Lied mehr. Schade – aber toppen hätten sie die Begravelsespolka vermutlich eh nicht, nur das Publikum noch mal ein wenig runterbringen.
Und das war dann auch der Abschluss einer fantastischen Tour. Fantastisch sowohl von dem, was Kaizers ablieferten, als auch insgesamt – da war wirklich kein Konzert dabei, das man objektiv als schlecht (oder auch nur “schlechter”) hätte bezeichnen können. Alle Konzerte waren für die angesetzte Größe sehr gut besucht, die Stimmung war super, die Performance auf der Bühne einwandfrei. Und spätestens mit der Begravelsespolka haben sie sich unvergesslich in die Gedächtnisse der Besucher eingebrannt – da bleibt uns nur leicht wehmütig zuzustimmen: “See you next time, whenever that might be!”
Für mich persönlich war die Tour mal wieder wunderwunderschön. Es ist fantastisch, in jeder Stadt andere Leute (wieder) zu treffen, kennenzulernen, zusammen die Tage zu verquatschen und die Konzerte zu genießen. Danke für die wundervolle Gesellschaft und dafür, dass Ihr meine Macken ertragt (“Nein, wir gehen erst, wenn wir rausgekehrt werden!!” – “Gnaah. Muss. Bericht. Schreiben. Und wie sagt man eigentlich ‘Arbeitssieg’ auf Englisch?!” – “Seifenblasen! Ja! Aber ihr auch, ich mach das doch nicht alleine, wehe ich seh das nicht, argh!” *gg*). Und ein genauso dickes Danke an alle, die mich wegen der Fanseite angesprochen haben, für all die lieben Worte und die glitzernden Augen – es ist toll zu hören, dass es noch mehr Verrückte gibt, die diese Band so sehr lieben. Nehmt’s mir nicht übel, wenn ich mir nicht alle Gesichter merken kann – die Freude über die netten Worte bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis. =:-)
Und wie auch immer es weitergeht, wir sehen uns wieder – sei es bei anderen Bands, komplett ohne Konzerte oder dann halt 2025 auf der Reunion-Tour. Oder vielleicht ja schon 2016. Drücken wir einfach die Daumen, bedanken uns für diese Tour, behalten die tollen Momente in Erinnerung und summen leise: “Andre applauderer, og det er sånne som oss!”
Kommentare
aww, now I´m almost crying, too. So many good memories of all those years and weird to think it was the last proper German/ European tour for a long time. Feels like yesterday when the crowd at Prime Club Cologne could have easily be moved to any living room :)Anwsy, London is waiting! Vi ses :)
I was there and it was amazing. I discovered Kaizers by mistake in 2006 when walking past the big stage at Arvika Festival during their show. They played Kontroll på kontinentet and I was struck by lightning. It was love at first sight and I starten listening to them when I got home. I listened to them for years before meeting someone that’d heard of them. It’s too bad, cause they’re really amazing. The concert at Vega was great. But I was pretty disappointed after Begravelsespolka, cause Janove fucked up at least four times during the song. But besides that, the show was great.