Kaizers Orchestra spielen beim Sziget Festival! Und genau da wollte ich seit längerem, genauer gesagt seit 7 Jahren, endlich mal wieder hin, denn im Jahr 2000 war ich schonmal da und absolut begeistert. Damals waren die Ärzte der Auslöser, daß ich hingefahren bin, und seitdem hatte ich jedes Jahr das Lineup im Auge – aber nie hat es so wirklich gereicht, um mich wieder dazu zu bewegen, die Reise auf mich zu nehmen. Kaizers allein hätten das dieses Jahr wohl auch nicht geschafft – aber in Verbindung mit dem insgesamt sehr ordentlichen Lineup war die Sache klar: Endlich wieder ein toller Sommersonnenurlaub mit Budapest-Gucken tagsüber und viel guter Musik abends! =:-)
OK, der Teil mit dem _Sonnen_urlaub hat leider nicht so ganz geklappt, da es direkt vor dem Kaizerskonzert anfing zu schütten und ab dem Moment (bis zu dem Zeitpunkt, wo vermutlich die letzten Kaizer abgereist sind *g*) das Wetter eher kühl und wechselhaft war. Aber die letzten drei Tage war es dann wunderschön.
Das Sziget hat sich seit 2000 (wo es ja noch Pepsi-Sziget hieß) sehr verändert: Es ist viel internationaler geworden. Während man 2000 mit Englisch völlig verloren war und am Essensstand irgendwelche unaussprechlichen und völlig unverständlichen Worte ablesen mußte und dabei hoffen, daß man jetzt nicht gerade Gurken mit Schokoeis bestellt hat (wobei… Schokoeis! *gg*), kam man mit Englisch diesmal problemlos durch, und alle Stände hatten Auslagen, auf die man draufzeigen konnte. Und überhaupt wurde man diesmal nicht nur blöd angeguckt, wenn man auf unverständliche ungarische Ansprachen nur die Schultern zucken konnte. Aber natürlich ist nicht alles besser geworden – das Gelände ist mittlerweile noch weitläufiger als vor sieben Jahren (und für die Klugscheißer, die jetzt fragen “ach, ist die Insel größer geworden???” – nein, natürlich nicht, aber damals gehörte ein Teil der Insel nicht zum Festivalgelände), sprich noch längere Wege. Und mehr Leute sind auch da, man kommt also auf den Wegen gar nicht durch. Machte aber nichts, irgendwann hatten wir die Geheimgänge raus und kamen sogar bei den Headlinern noch in Bühnennähe – perfekt! Was mir allerdings noch negativ aufgefallen ist, war die Tatsache, daß das Festival mehr und mehr von “Nicht-Ungarn” übernommen wird. Waren wir paar Deutschen damals noch die Ausnahme, so hört man mittlerweile mehr Deutsch und Französisch als Ungarisch… Und insbesondere bei den deutschen Bands fühlte man sich so ein bißchen wie in einer deutschen Kolonie auf Malle. Aber klar. Wenn Internationalisierung, dann kommen natürlich auch die Ausländer. Bei den billigen Preisen sowieso (auf dem Festivalgelände kostete ein komplettes Menü ungefähr so viel wie ein Eisbecher in der Stadt…). Und ich darf ja eh nicht meckern, ich war ja selbst so ‘ne doofe Deutsche. =;-)
OK, das soll jetzt aber zur Festivalbeschreibung auch reichen. Wer mehr zum Rest der Woche lesen möchte, kann das im “echten” Festivalbericht tun, sobald der online ist. Hier geht’s jetzt also nur noch um Kaizers. *g*
Wöhrend die Crew aufbaute (und sich auch Killmaster, Mink, Omen und Thunder mal kurz blicken ließen), fing es wie schon erwähnt an zu schütten. Na super. *grmbl* Davon ließen sich die bis dato schon versammelten Fans (größtenteils aus Norwegen, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden) allerdings nicht weiter beeindrucken. Zumindest die deutschen sind es ja eh gewohnt… Pünktlich zu Kaizers hörte es dann aber glücklicherweise wieder auf (nur um direkt nach Kaizers wieder SO RICHTIG anzufangen und das Festivalgelände in eine Schlammpfütze zu verwandeln, aber wir wollen ja nicht jammern *g*). Die Menge vor der Bühne wuchs (dummerweise kam ich erst nach dem Konzert auf die Idee, auch mal von hinten gucken zu gehen – ich kann die Stimmung hinten also leider nicht einschätzen, schade), und pünktlich kamen Kaizers auf die Bühne.
Die Setlist enthielt keinerlei Überraschungen, nur am Ende wurden die Lieder (vermutlich aufgrund von Zeitproblemen) recht wild durcheinandergewürfelt. Aber sonst entsprach die Setlist genau dem, was ich vorher vermutet hatte: Ompa til du dør, Bøn fra helvete, Hevnervals, Container, Veterans klage, Senor Flamingos Adieu, Blitzregn Baby, Mann mot mann, Kontroll på kontinentet, Bak et halleluja, Sigøynerblod, Maestro, Resistansen. Eine echte Zugabenpause gab es nicht, nur immer wieder Diskussionen, ob sie jetzt wohl noch einen spielen können oder nicht. *g*
Die Tonnen waren diesmal sehr… interessant. Rostig und komplett unlackiert, und ich mußte laut lachen, als Hellraizer zum ersten Mal draufgehauen hat. Das Ding staubte nämlich extrem. *gg* Und ja, Sziget und Staub passt zusammen, auch wenn es dieses Mal nur an den ersten anderthalb Tagen sichtbar war, danach war’s zu naß. =;-) Und als der Jackal seine Tonne zum ersten Mal bearbeitete, ging beim ersten Schlag der Schläger zu Bruch.
Insgesamt zogen sie ihr Set sehr straff durch, was sicher am Zeitdruck lag. Aber auch wenn ich schon Festivals erlebt habe, wo sie sehr gehetzt wirkten, fiel das diesmal nicht so wirklich auf. Der Jackal nahm sich immer wieder die Zeit für Publikumsinteraktion, und das Publikum spielte brav mit. Etwas unglücklich war nur die Frage, wo das Publikum denn herkam: “Anybody from Germany here? Anybody from Norway? From Denmark?” – Schweden waren zum Glück keine da. *gg* Und dann: “Anybody from… uh, this region here?” Daraufhin meldete sich natürlich so gut wie keiner… =:-/ “From Hungary” wäre vielleicht die bessere Frage gewesen… *hüstel*
Dennoch war die Aussage auf die Frage, ob sie wohl nochmal wiederkommen dürfen, ein ganz klares JA. Und da bin ich auch wieder dabei, ganz sicher! =:-) Dann wurden wir noch darauf hingewiesen, daß es ja mittlerweile aufgehört hätte zu regnen. Und okay, wir hätten das ja nicht wissen können, aber sie wußten es natürlich schon die ganze Zeit, daß es dann aufhören würde, wenn sie auf der Bühne stehen.
Ans Ungarische wagte sich der Jackal nicht ran – voll und ganz verständlich. Warum aber dann in Bak et halleluja plötzlich ein “Einmal mehr!” auftauchte, hab ich nicht so ganz verstanden. *gg*
Zum Ende mußten wir ihnen natürlich noch unsere Liebe beweisen und im Chor schreien “we love you very very much Kaizer!”. Aber das tun wir doch gerne, schließlich ist es die volle Wahrheit!
Dann noch ein letztes “This was Kaizers Orchestra – you must be Sziget!” – und weg waren sie. Ein klasse Festivalauftritt, der Spaß gemacht hat und ihnen mit Sicherheit neue Fans beschert hat. Aber eben ein Festivalauftritt, kurz und “bekannt”. Also mit Sicherheit nichts, was man als Fan UNBEDINGT gesehen haben muß. Es war schön, Kaizers wiederzusehen, aber diejenigen, die nicht dabei waren, haben definitiv nichts Einzigartiges verpaßt. Also, außer Budapest und dem Sziget natürlich. =;-)