11.11.11 – St. Kaizers Day, oder so ähnlich! Neben dem neuen Kaizers-Album und der Spektrum-DVD feierte auch das Kaizers-Musical “Sonny” Premiere, und das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen… und hier natürlich mein Bericht!
Nun habe ich schon so viele Konzertberichte geschrieben – aber wie schreibt man einen Musical-Bericht? Gut, vorab vielleicht erst mal der Hinweis, dass ich bei der Bezeichnung “Musical” bleiben werde, auch wenn Kaizers selbst ja konsequent von “Musiktheater” sprechen, aber ich sehe da nicht wirklich einen Unterschied… =;-)
Ich bin mit hohen, gleichzeitig aber fast nicht “enttäuschbaren” Erwartungen in die Vorstellung gegangen. Ich liebe Musicals, ich liebe Kaizers, da konnte eigentlich nichts schiefgehen. =;-) Und genau so war es auch; ich war nachher total geflasht, beeindruckt und begeistert! Allerdings war ich sehr sehr froh darüber, das Stück gleich an zwei Tagen hintereinander zu sehen, denn beim ersten Sehen war ich doch ein wenig “überfordert”. Wie viel davon an der Sprache lag und wie viel an der Story, kann ich leider nicht wirklich trennen. Sprachlich gesehen war ich überrascht, dass ich doch sehr viel verstanden habe – eigentlich fast alles bis auf ein paar kleine Plänkeleien und Gags, aber solange einer allein gesprochen hat, war es – trotz (oder wegen? *g*) des Westküstendialekts sehr gut zu verstehen. Die Lieder kannte man ja sowieso (auch wenn ich die Texte der alten Lieder am wenigsten kenne, da ich damals ja noch kein Norwegisch konnte). Allerdings enthielt das Stück sehr sehr viele Personen und Charaktere, die man erst einmal auseinanderhalten musste, und es passierte auch storymäßig sehr viel. Das im Zusammenhang mit der Sprache fand ich schwierig; ich fühlte mich doch ein wenig überfordert, und an einigen Stellen kam ich bei der Story nicht so ganz mit. Interessant fand ich, dass Janove nach der Vorstellung meinte, es wäre sicher hilfreich, das Stück mehr als einmal zu sehen… stimmt absolut, beim zweiten Mal konnte ich fast alle “Löcher” füllen, aber das ist doch eigentlich nicht der Sinn eines Theaterstücks, oder?! Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass man dem Stück als Norwegisch-Muttersprachler auch beim ersten Mal schon komplett folgen kann und ich da doch einen klaren Sprach-Nachteil hatte.
Rogalandteater ist winzig – nun ja, wenn man es mit deutschen Musical-Theatern vergleicht zumindest. *g* So 400 Leute passen wohl rein. Bei der Premiere war logischerweise ein Haufen Prominenz im Publikum und vermutlich auch mehr “typische” Theatergänger; am zweiten Tag war das Publikum auffallend jünger. Die Bühne war eindrucksvoll – ein sehr einfaches Bühnenbild zwar, mit zwei Treppenaufbauten, die verschieden eingesetzt wurden, und diversen Requisiten. Die Bühne war aber im Verhältnis zum Zuschauerraum absolut gigantisch!
Auch musikalisch ist wohl “eindrucksvoll” das Wort, was am meisten aussagt. Einige Kaizers-Lieder waren kaum verändert und wurden nur von den Schauspielern gesungen, andere kamen in ganz anderem Gewand daher. Und sehr viele wirkten einfach durch die Masse an Menschen auf der Bühne und die ganze Inszenierung absolut gigantisch. Phänomenal! Wow! Da hat man die Lieder hundertmal gehört, und plötzlich hauen sie einen wieder um… =:-) Ganz besonders beeindruckt war ich von den Versionen von Bak et Halleluja und Ompa til du dør, die perfekt in die Stimmung passten und bombastisch rüberkamen. Auch Rullett, Dieter Meyers, Evig Pint und ganz besonders Drøm hardt waren einfach genial.
Die Schauspieler sind keine ausgebildeten Musical-Sänger, und das merkte man teilweise auch ein bisschen. Im Allgemeinen fiel dies aber nicht negativ auf, auch wenn man bei schwierigen Gesangsstellen vielleicht mal Unsicherheiten bemerkte. Dafür brachte aber jeder seine eigene Art zu singen ein, was natürlich total spannend ist, da man die Lieder ja nur von Janove (oder Geir) gesungen kennt. Rausstechen taten ganz klar Vicente und Victoria, die ganz toll singen. Vicente brillierte mit Dieter Meyers Inst, alleine am Klavier vorgetragen, und mit einer gänsehauterzeugenden Version von Evig pint, während Victoria vor allem mit Kvite Russer überzeugen konnte. (Übrigens: Ich bin dafür, die Rollen auch in Zukunft live umzudrehen, damit wir Mädels “lalala” singen dürfen und die Kerle “Kvite Russer”. Danke. *g*) Ein gesanglicher Reinfall ist leider leider leider Hauptfigur Nummer 3, Sonny. =:-( Seine großen Auftritte sind der Anfang von Maestro und Kontroll på kontinentet – und beide waren einfach schlecht. Sehr sehr schade, zumal die beiden Lieder auch noch ziemlich direkt hintereinander kommen und somit die Qualität doch plötzlich stark absinkt. Schade! Aber genau deshalb ist es vermutlich ein “Musiktheater” und kein “Musical”. =;-)
Vorab war ich vor allem gespannt, wie die Lieder in die Geschichte eingebettet werden. Passen sie wirklich “natürlich” rein? Oder werden sie nur an ungefähr passenden Stellen “reingeschoben”? Tja, bei dieser Frage bin ich zu keiner richtigen Antwort gekommen… es ist ein Mittelding. Teilweise passen die Lieder wirklich ganz genau, teilweise fast genau (wo dann ein Name oder eine Zeile geändert wurde – wie z.B. bei Ompa til du dør), teilweise wirkt es aber doch so, als wären sie ein wenig reinkonstruiert worden, nach dem Motto “oh, wo können wir denn das noch reinbringen”. Auch da sind die Lieder nicht fehl am Platz, aber so ganz natürlich passen tun sie nicht immer. Ein gutes Beispiel ist hier wohl die Nebengeschichte rund um Fader Martin und Fru Conrades – die beiden singen zusammen Bris und Di grind, die aber beide überhaupt nichts zur Story beitragen. Das wirkt ein bisschen, als würde das Stück damit gestreckt und als würde so den Hauptdarstellern eine kurze Pause gegönnt. Aber hier muss ich sagen, dass das meine persönliche Auffassung sein kann – ich kenne die Lieder sehr gut und verstehe sie daher in einer ganz bestimmten Richtung; vielleicht kann man sie aber auch ganz anders deuten, sodass sie besser in den Kontext passen und die Geschichte durchaus voranbringen. Da sind wir dann wieder bei den Sprachproblemen. =;-)
Und jetzt mal noch zur Story, und hier dann endgültig eine SPOILERWARNUNG. Wer das Stück noch selbst sehen und sich überraschen lassen will, sollte besser nicht weiterlesen… =;-)
Zur Story: Durch das ganze Stück hindurch führt Lucifer, die als eine Art “Erzählerin” fungiert, gleichzeitig aber auch als Todbringer. Sie ist in fast allen Szenen im Hintergrund dabei.
Vicente, Victoria und Sonny wachsen zusammen im Krieg auf und sind Teil der Widerstandsbewegung Resistansen. Vicente (der Anführer von Resistansen) und Sonny schließen Blutsbrüderschaft, Vicente und Victoria sind ein Paar, aber auch Sonny liebt Victoria – die aber natürlich nur einen der beiden heiraten kann, und das soll Vicente sein. Sonny schafft es, ein Treffen mit Monsieur Clavier, dem Erzfeind von Resistansen, zu arrangieren. Vicente übernimmt die Aufgabe, unter dem Alias “Tony Fusciante” Monsieur Clavier zu treffen und zu erledigen. Allerdings wurde er verraten und sein Revolver ist nicht geladen, und so kann Clavier ihn überwältigen und gefangen nehmen. Zuerst zwingt er Vicente jedoch, eine Runde Russisch Roulette zu spielen, während er selbst Rullett singt – und zwar auf Französisch! Absolut genial. Ich will dieses Lied nur noch auf Französisch ab jetzt. *g*
Victoria und Sonny kehren mit der schlechten Nachricht, dass Vicente es nicht geschafft habe und tot sei, zu Resistansen zurück, und Sonny tritt Vicentes Nachfolge als Anführer an. Nach Jahren der Folter durch Monsieur Clavier (bzw. durch seinen deutschen Folterknecht – “Ve know who you arr” – zum Schreien komisch!) wird der standhafte Vicente von Monello befreit, der ihm erzählt, dass Resistansen vor die Hunde gehe, Sonny alles übernommen habe (inklusive Victoria) und dass Vicente einen Sohn habe, der von Sonny aufgezogen wird. Auf der Flucht wird Monello erschossen, und Vicente muss sich allein in einer Welt zurechtfinden, die sich verändert hat. Keiner kann ihm sagen, wo er Resistansen findet, und ein “Dieter Meyer” hat die Herrschaft übernommen. Es stellt sich heraus, dass dieser Dieter Meyer, auch bekannt als Maestro oder Papa, Sonny ist, der sich mit Monsieur Clavier zusammengetan hat, um eine riesige Mafiaorganisation auf die Beine zu stellen. Sprich: Sonny, Dieter Meyer, Maestro und Papa sind alles eine Person! Und Sonny ist außerdem “der Böse”! =:-o Kommentar Helge nach dem Stück, als ich völlig verwirrt irgendwas von “was wo wie, Sonny böse, das geht doch nicht!!” stammelte (erwähnte ich schon, dass ich insgesamt ein wenig überfordert war und daher direkt danach eigentlich gar keine Meinung abgeben wollte, sondern erst das Stück noch mal Revue passieren lassen, als plötzlich Helge vor mir stand und wissen wollte, wie ich es fand? *g*): “Na ja, das wusste ich ja vorher.” Äh ja, schön dass du das wusstest, ich hab da gerade trotzdem ein Solidaritätsproblem. Verdammt, ich MOCHTE Sonny!!! *lol*
Anyway, zurück zum Stück. Wir haben also die Mafiaorganisation Dieter Meyers Inst., geleitet vom Maestro Sonny, der gleichzeitig auch Papa für Vicentes Sohn Camille ist. Victoria liebt eigentlich immer noch Vicente, ist aber mit Sonny zusammen und steht unter seiner “Fuchtel”. Vicente macht also gute Miene zum bösen Spiel, tut, als sei die Vergangenheit vergeben und vergessen, und verbrüdert sich wieder mit Sonny. Der bleibt aber – zu Recht – misstrauisch und macht immer wieder klar, wie gnadenlos er seine Organisation leitet. Denn er ist der Maestro! Die Bevölkerung unterteilt er in diejenigen, die ihm untertänig zur Seite stehen, und den “Abfall”, der in den Fängen von Dr. Mowinckel landet. Vielleicht die beste Szene des Stückes: Vicente bekommt einen Eindruck vom Leiden des “Abfalls”, während diese Drøm hardt singen. Absolut mitreißend und eindrucksvoll! Und direkt danach kommt Dr. Mowinckel auf die Bühne, trällert lustig den Drøm-hardt-Refrain, stellt sich vor einen der von ihm geschaffenen “Zombies” (ja, Zombies, im Theater! *yeah*) und sagt “Eg har et spøkelse på min rygg”. *rofl*
Zu guter Letzt kommt es zum Showdown zwischen Sonny und Vicente, denn Sonny fordert bedingungslose Gefolgschaft. Er richtet die Pistole auf Vicente, ein Schuss ertönt – und Sonny fällt tödlich getroffen zu Boden. Denn nicht er hat abgedrückt, sondern Vicentes Sohn Camille. Vicente, Victoria und Camille sind erlöst, und zum Abschluss singen alle “Sonny” – wobei ich gestehen muss, dass ich das an der Stelle nicht wirklich einordnen kann. Natürlich ist das eigentlich das perfekte Abschlusslied… aber sie haben doch gerade den Bösewicht erschossen, und plötzlich ist der ganz nostalgisch wieder der gute alte Blutsbruder?! Das hat mich beim ersten Mal komplett verwirrt, beim zweiten Mal fand ich es schon eher akzeptabel – als eine Art “Abschluss”; so war es einmal, und jetzt geht es anders weiter.
Nun ja – sagte ich schon “viel Story”? Das ist auch wirklich der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Es passiert so viel, dass man echt jede Sekunde “auf der Hut” sein muss, um nicht abgehängt zu werden. Und ich muss gestehen, ein paar kleine Fragezeichen habe ich in der Story noch… aber ich habe ja nächstes Wochenende noch die Chance, die “Löcher” zu füllen. =;-)
Insgesamt muss ich auf jeden Fall sagen: Toll toll toll! Eine völlig neue Erfahrung. Und dennoch total “typisch Kaizers”. Wer also die Chance hat, sich das anzugucken – auf jeden Fall machen! Und selbst wer kein Norwegisch kann: Allein für die neue Version der Lieder lohnt sich ein Besuch allemal – ganz abgesehen davon, dass Musical ja immer total toll und eindrucksvoll ist. =:-)
Hach, noch mal! Und sehr gerne auch gleich noch ein weiteres Stück, wie Kaizers und Tore Renberg ja schon andeuten… *g*
Kommentare
I experienced the same. There was a lot going on at the same time and I got confused, AND I’m a Norwegian. Maybe it was written like that so we have to see it several times... Smart. The play answered a lot of questions and showed how the characters really were but... What about constanze, delikatessen, clementin and Kaizer himself? Did I miss them?
Yea what about mr. kaizers, constanse, delikatessen? did they mention anything? clementine? Senor Flamingo? 170? Kristoffer from ris?
Thank you for writing this.
I had to do a big essay on Sonny and this was extremely helpful as I could not find the plot anywhere else.